Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison by Sara Poole

Die Tochter des Giftmischers - Poole, S: Tochter des Giftmischers - Poison by Sara Poole

Autor:Sara Poole
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-10-27T22:00:00+00:00


20

»Francesca?« Eine tiefe Stimme, kaum zu hören, eine sanfte Berührung an meinem Arm. Ich schlug die Augen auf und sah, wie Rocco mit besorgter Miene neben mich kroch. Von oben aus dem Kirchenschiff schimmerte Tageslicht zu uns herunter.

»Wie spät ist es?« Ich versuchte, zu mir zu kommen. Ich hatte tief und fest geschlafen, aber mein Kopf war noch immer umnebelt, und mein Körper schmerzte von Kopf bis Fuß. Rocco reichte mir die Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich war dankbar für seine Kraft und seine Zuverlässigkeit.

»Kurz vor der Prim. Guillaume hat Essen gebracht und wie versprochen auch Neuigkeiten.«

»Welche Neuigkeiten?«, fragte David, der ebenfalls wach geworden war. Gleich darauf erhob er sich, als ob er die ganze Nacht in einem bequemen Bett geschlafen hätte.

»In der Stadt ist es ruhig«, berichtete Rocco. »Es gibt kein Geschrei und auch keine Gerüchte, dass jemand in der vergangenen Nacht aus der Engelsburg entkommen sei. Auch keine Anzeichen für Unruhen im Ghetto oder an anderen Orten. Alles scheint in bester Ordnung.«

Zum Glück, fürwahr. Vittoro hatte recht behalten. Ohne greifbare Beweise für eine Verschwörung gegen den Papst musste Morozzi schweigen, wenn er sich nicht Borgia ans Messer liefern wollte. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, das Edikt so schnell wie möglich unterzeichnen zu lassen.

»Keine Neuigkeiten vom Papst?«, fragte ich.

Rocco schüttelte den Kopf.

»Nein. Keine.«

Ich konnte nicht glauben, dass wir das alles auf uns genommen hatten, um am Ende mit leeren Händen dazustehen. Dabei hatte es zu keiner Zeit Gewissheit gegeben, dass wir Erfolg haben würden. Obwohl ich das Blut ausgetauscht hatte, wusste ich nicht, ob Innozenz es überhaupt bekommen hatte. Und selbst wenn, entfaltete das Blut bei ihm vielleicht nicht dieselbe Wirkung wie bei Rebecca. Ebenso gut konnte er jederzeit an den Folgen seiner maßlosen Ausschweifungen zugrunde gehen. Oder Gott nahm in seiner unendlichen Güte seinen Diener zu sich, bevor er noch weitere Sünden auf sein Haupt lud. Angesichts so vieler Unwägbarkeiten gab es nur einen Weg.

»Wir müssen in Erfahrung bringen, was in der Engelsburg geschehen ist«, sagte ich und wollte mich bereits auf den Weg machen. Doch mein Magen war anderer Meinung. Sobald ich Essen roch, gab er ein Knurren von sich, das einem hungrigen Wolf alle Ehre gemacht hätte. Im selben Augenblick läuteten die Glocken zur Prim.

Bis zum Ende der Andacht taten wir uns an Brot und Käse gütlich. Als die Luft rein war und die Brüder die Kirche verlassen hatten, schlichen wir zur Treppe und schlüpften durch dieselbe Tür, durch die wir hereingekommen waren, zurück auf die Straße. Die strahlende Morgensonne blendete uns so sehr, dass wir blinzeln mussten. Eine frische Brise trug den Duft von Lavendel aus dem Süden in die Stadt und milderte den Gestank, der noch immer in unseren Kleidern hing.

Nahe beim Pantheon trennten wir uns. Ich sorgte mich um Roccos Sicherheit und flehte ihn an, nicht in die Werkstatt zurückzukehren. Doch er wollte nichts davon hören.

»Soll Morozzi doch kommen«, meinte er. »Ich halte ihn jedenfalls so lange von euch fern, bis Borgia ihn erledigen kann.«

Jedem anderen Mann hätte ich solch prahlerische Drohung eher zugetraut als ausgerechnet Rocco mit seiner aufrechten Seele.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.